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SmED - das „strukturierte medizinische Ersteinschätzungsverfahren für Deutschland“

Das Zentralinstitut für die kassenärztliche Versorgung (Zi) hat gemeinsam mit Partnern (s.u.) ein System entwickelt – das SmED, das „strukturierte medizinische Ersteinschätzungsverfahren für Deutschland
bei dem Patientendaten wie Geschlecht und Alter, chronische Krankheiten, Vorerkrankungen und Medikation, Leitsymptome und Begleitbeschwerden abgefragt werden.

Das Ergebnis sei keine Diagnose, sondern eine Einschätzung der Dringlichkeit der Behandlung, sagte Zi‑Geschäftsführer Dr. rer. pol. Dominik Graf von Stillfried.

 

Ab April 2019 wurde es in der Leitstelle der Kassenärztlichen Vereinigung (KV) Berlin getestet und hat sich bewährt.

Bei rund 17 Prozent der Anrufer kamen die Mitarbeiter der Leitstelle mit Hilfe von SmED zu dem Ergebnis, dass die „ärztliche Versorgung nicht eilt“. Bei jedem zweiten Anrufer wurde eine „schnellstmögliche ärztliche Versorgung“ festgestellt. Rund drei Prozent der Anrufer mussten als Notfälle umgehend an die Leitstelle der Feuerwehr weitergeleitet werden.

 

Um einen Überblick zu erhalten, mit welchen gesundheitlichen Beschwerden sich Patienten an die 116117 wenden, hat das Zentralinstitut für die kassenärztliche Versorgung (Zi) Zugriffszahlen aus dem SmED‑Probebetrieb von 14 teilnehmenden KVen für den Zeitraum April bis Dezember 2019 analysiert.
Ausgewertet wurden 84.491 SmED-Assessments aus dem telefonischen Bereitschaftsdienst. Dabei sind 260.781 Leit- und Nebenbeschwerden mit SmED erfasst worden, im Schnitt also rund 3,1 Beschwerden pro Assessment. SmED ermöglicht eine Dokumentation in 85 unterschiedliche Beschwerdekategorien.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Die Daten zeigen, dass SmED 74 Prozent aller Anrufenden eine ärztliche Beratung angeraten hatte. Bei bis zu 24 Prozent empfahl die Software eine Behandlung in der Notaufnahme. Etwa ein Prozent wurde gleich als Notfall erkannt und an den Rettungsdienst weitergeleitet.
Insgesamt waren die fünf häufigsten Beschwerden:

  • Erbrechen/Übelkeit (17 Prozent),

  • Bauchschmerzen (14 Prozent) und

  • Fieber (14 Prozent),

  • gefolgt von Rückenschmerzen (11 Prozent) und

  • Schwindel (10 Prozent).

Die restlichen Beschwerden hatten zusammengenommen einen Anteil von 34 Prozent. Unter den Anrufern, die als Notfall an den Rettungsdienst gegeben wurden, rangierte Atemnot (77 Prozent) ganz vorne. Mit weitem Abstand folgte Brutschmerzen (9 Prozent) vor Fieber (9 Prozent) und Husten (8 Prozent). Dabei waren Kombinationen (z. B. Atemnot und Husten) möglich. Die Verteilung auf Rettungsdienst, Notaufnahmen und ärztliche Beratung entspricht internationalen Erfahrungen.

 

Das SmED setzt dabei inhaltlich auf einem in der Schweiz etablierten System der in4medicine AG auf und basiert auf dem Katalog der 85 häufigsten Leitbeschwerden aus der International Classification of Primary Care (ICPC) und dem Projekt „Red Flags“ des Instituts für Hausarztmedizin der Universität Bern zur Erkennung „relevanter Warnzeichen abwendbar gefährlicher Verläufe“.

Für das Projekt "Red Flag" wurden mehr als 250 wissenschaftliche Arbeiten berücksichtigt. 

Ein komplexer Algorithmus vereint alle dabei gewonnenen Erkenntnisse in der Software, wodurch diese in der Lage ist, alltägliche, aber auch äußerst seltene Situationen zu beurteilen.

SmED wurde für die Anwendung in Deutschland im Auftrag des Zi von der Firma HCQS (einem Gemeinschaftsunternehmen des Göttinger aQua-Instituts und der Schweizer in4medicine AG) entwickelt.
Die Software ist als Medizinprodukt zertifiziert und unterliegt somit den strengen Qualitätsregulationen der  Medizin-produktegesetzgebung. Ein medizinischer Beirat mit Vertretern von niedergelassenen Haus- und Fachärzten und der Deutschen Interdisziplinären Vereinigung für Intensiv- und Notfallmedizin (DIVI) unterstützt die Entwicklung und Weiterentwicklung von SmED in allen seinen Varianten.

Im August 2021 wurde eine erste bundesweite Auswertung SmED-Daten vorgenommen (03.2020 - 03.2021).
 

"Das Ergebnis: Etwa 110.000 Anfragen sind auf COVID-19-Informationen sowie typische Beschwerdebilder zurückzuführen. Über 850.000 Anrufende meldeten sich mit anderen Beschwerden. Insgesamt sind 105 verschiedene Behandlungsanlässe über SmED verzeichnet worden. Zu jedem dieser Anlässe riefen durchschnittlich mehr als 9.000 Patientinnen und Patienten bei der Hotline an. Am häufigsten meldeten sich Menschen mit Rückenschmerzen (81.546), gefolgt von COVID-19-Symtomen (80.230) und Bauchschmerzen (73.540). Die übrigen 752.000 Anrufe waren anderen Beschwerdebildern zuzuordnen. „Die Vielfalt der Behandlungsanlässe zeigt, wie wichtig gerade im Fall seltenerer Beschwerden eine qualitätsgesicherte und strukturierte medizinische Ersteinschätzung ist. Genau dies bietet SmED. Die Software fungiert dabei als eine Gedächtnisstütze für das medizinische Fachpersonal, damit auch unter Zeitdruck oder starker Belastung keine wichtigen Fragen vergessen werden, die notwendig sind, um die Dringlichkeit und den besten Ort für die Behandlung zu identifizieren“, sagte der Vorstandsvorsitzende des Zentralinstituts für die kassenärztliche Versorgung (Zi), Dr. Dominik von Stillfried."

Quelle: Zi

SmED - Auswertung April 2019

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